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Adolf Nöther, der Nestor der sächsischen Maler


Dieser Tage starb im hohen Alter von 88 Jahren Adolf Nöther, der Nestor der sächsischen Maler. Mit ihm ist ein Künstler dahingegangen, der nie von dem Wege abgewichen ist, den er von Anbeginn als den ihm gemäßen erkannt hatte. Ohne Konzessionen an einen offiziellen Geschmack zu machen, ohne sich je einem "Ismus" zu verschreiben, hat Nöther fest an seiner Art gehalten, die ihn unschwer als Ludwig-Richter-Nachfolger erkennen läßt. Und immer ist er einer von den Stillen geblieben, die - ganz auf sich allein gestellt - aus sich selbst heraus schaffen. Mit liebendem Blick besah er, was die Natur ihm bot; mit einem besonders offenen Auge ist er durch seine Heimat gegangen und hat ihre verborgenen Schönheiten und die Köstlichkeiten ihrer heimlichen Winkel entdeckt. So war Nöther einer unserer hervorragendsten Heimatmaler geworden. Dresden und seine nächste Umgebung, insbesondere Loschwitz, dazu das Elbgebirge, Meißen und Moritzburg, das er besonders liebte, hat er auf zahlreichen Blättern - er war ausgesprochener Aquarellist - festgehalten. Ein paar solcher ganz köstlicher Stücke kann man zur Zeit in der Ausstellung "Frühling, Sommer, Herbst und Winter" des Heimatwerkes Sachsen auf der Brühlschen Terrasse sehen. Was an diesen Blättern fesselt, ist der ungemeine Liebreiz, der von ihnen ausgeht, die Heiterkeit einer noch unberührten Natur, die Innigkeit, mit der eine Stimmung, ein Frühlingstag etwa, erfaßt und wiedergegeben wird, die Zartheit und Subtilität des Pinselstriches (die umso erstaunlicher ist, als Nöther ebenso wie mit der rechten auch mit der linken Hand arbeiten konnte), die liebevoll jedes Detail in seiner Eigenart festhielt, die Anmut der Bildgestaltung, hinter der in natürlichster Lebendigkeit immer ein Stück Heimat steht. Gewiß, es hat eine Zeit gegeben, in der Nöther von der Öffentlichkeit vergessen war; aber heute, da wir die inneren Werte künstlerischen Gestaltens zu erfassen wieder gelernt haben, ist auch ihm die verdiente Anerkennung zuteil geworden. Das sächsische Innenministerium, der sächsische Staat, die Stadt Dresden erwarben seine Blätter. Und eine ganz besondere Ehrung wurde Nöther dadurch zuteil, daß der Führer eine Mappe mit etwa 70 Blättern von ihm zur Ausschmückung des Gästehauses auf dem Obersalzberg erwarb. Ein reiches und begnadetes Künstlerleben ist mit Adolf Nöther dahingegangen und ein Mensch, der sich bis in sein hohes Alter hinein jugendfrisch und innerlich elastisch erhalten hatte. Wer je mit ihm in Berührung kam, rühmt sein ge-rades und immer heiteres Wesen, die Bereicherung und Beglückung, die von ihm ausstrahlte - als Künstler gleicherweise wie als Mensch.

Leonore Kupke "Dresdner Zeitung" 8.7.1943






Adolf Nöther gestorben


Im Alter von nahezu 88 Jahren verstarb dieser Tage der Maler Adolf Nöther, wohl der älteste der sächsischen Künstler. Vor einigen Jahren veranstalteten der Sächsische Kunstverein und die Kunsthandlung Emil Richter anläßlich des 80. Geburtstages des Künstlers Sonderausstellungen seiner Aquarelle. Diese Veranstaltungen gaben der Öffentlichkeit noch einmal Gelegenheit, sich mit dem Schaffen eines Malers zu beschäftigen, dessen Leben und künstlerisches Wollen tief verankert waren mit der Stille einer vergangenen Zeit. Nöther war ein Maler des Loschwitzer Kreises. Mit Ludwig Richter verbanden ihn freundschaftliche Beziehungen. Er ist sein Leben lang seiner bescheidenen, ganz auf Besinnlichkeit und Naturempfinden eingestellten Art treu geblieben. Er ging den lieblichen Schönheiten der Heimat nach und erfüllte sie mit der Wärme seines Herzens, mit lieben Erinnerungen und mit dem Wunsche, seinen Nachfahren etwas von der Schönheit einer vergangenen Zeit überliefern zu können. Es gab Jahrzehnte, die über solche stille Kunst hinwegblickten. Sie waren dem Künstler Anlaß, sich ganz aus dem Kunstleben zurückzuziehen. Dann malte er nur sich und seinen Getreuen zur Freude. Als man sich später auf das ehrliche Wollen und schöne Können einer früheren Generation entsann, als man im hohen Alter des Künstlers sein Schaffen noch einmal vor der Öffentlichkeit zeigte, wirkten diese Schauen wie ein Blick in eine andere Welt. Und der Erfolg blieb nicht aus. Seine Blätter waren bei privaten Sammlern und öffentlichen Stellen begehrt. Im Anschluß an die erwähnten Ausstellungen erwarb der Führer eine ganze Mappe dieser Aquarelle. Und da man nun daranging, in der Ausstellung "Frühling, Sommer, Herbst und Winter" des Heimatwerkes Sachsen auf der Brühlschen Terrasse die Schönheit der Heimat und auch die enge Verbundenheit des Künstlers zur Heimat darzustellen, griff man ganz selbstverständlich auch zu den Arbeiten Nöthers, die nun über den Tod hinaus von der feinen Empfindsamkeit und der großen Liebe eines Menschen und Malers zu seiner Heimat Zeugnis ablegen.

Walter Preusser
"Freiheitskampf"
9.7.1943